Kantenübergänge im Netzwerk-Dataset

Ein Kantenübergang stellt eine Bewegung von einem Kantenelement zu einem anderen dar. Oft werden Kantenübergänge erstellt, um die mit der Bewegung verbundenen Kosten zu erhöhen oder um die Richtungsänderung ganz zu verhindern. Einem Kantenübergang-Feature, das eine Linkskurve an einer Kreuzung darstellt, können beispielsweise Kosten von 30 Sekunden zugewiesen werden, um die durchschnittliche Zeit anzugeben, die es dauert, bis die Linksabbiegerampel auf grün schaltet. Ebenso kann ein Restriktionsattribut einen Feldwert aus einem Kantenübergang-Feature lesen, um dieses zu verhindern. Dies ist nützlich, wenn die Richtungsänderung als ungültig definiert ist (keine Linkskurven).

Kartenübergänge können an allen Knoten erstellt werden, an denen sich Kanten berühren. Für jeden Netzwerk-Knoten sind n² Kantenübergänge möglich, wobei n der Anzahl der in diesem Knoten verbundenen Kanten entspricht. Selbst für einen Knoten mit nur einer Kante kann ein Kantenübergang, nämlich eine Wende, erstellt werden.

Darstellung möglicher Kantenübergänge

Kantenübergänge mit mehreren Kanten

Eine einfache Richtungsänderung zwischen zwei Kanten, die in einem Knoten verbunden sind, wird Zwei-Kanten-Drehbewegung genannt. Die Erweiterung Erweiterung "ArcGIS Network Analyst" unterstützt die Modellierung von Kantenübergängen mit mehreren Kanten. Ein Kantenübergang mit mehreren Kanten ist eine Bewegung von einem Kantenelement des Netzwerks über eine Abfolge von verbundenen temporären Kantenelementen. Diese temporären Kanten werden auch innere Kanten eines Kantenübergangs genannt. In einem Straßennetz sind die inneren Kanten eines Kantenübergangs typischerweise die Kantenelemente, die das Innere einer Kreuzung von zweispurigen Straßen darstellen.

Beispiel für einen Multipart-Kantenübergang

Das Beispiel oben zeigt eine Linkskurve mit mehreren Kanten in einer Kreuzung von zwei zweispurigen Straßen. Kanten c und d stehen für die inneren Kanten des Kantenübergangs, während Kanten f und i die äußeren Kanten darstellen.

Wenden

Eine Wende ist eine Bewegung von einem Kantenelement über einen seiner Endpunkte und wieder zurück. In der Regel wird die Wende als Kantenübergang mit zwei Einträgen in der Kanten-Reihenfolge modelliert, wobei für beide Einträge dasselbe Kantenelement verwendet wird.

Beispiel für eine Wende

Bei zweispurigen Straßen wird eine Wende als Kantenübergang mit mehreren Kanten modelliert, wobei Kanten f und e die äußeren und c, d und a die inneren Kanten sind.

Beispiel für eine Multipart-Wende

Ein weiteres Hilfethema enthält eine Übersicht über die verschiedenen Methoden zum Festlegen von Wenderegeln im Netzwerk-Dataset und in den Netzwerkanalyse-Layern:

Weitere Informationen zu Wendenregeln

Korrekt definierte Kantenübergänge

Ein Kantenübergang kann nur in einem Netzwerk verwendet werden, wenn er korrekt definiert wurde. Um einen Kantenübergang korrekt zu definieren, müssen folgende Regeln befolgt werden:

Kantenübergang-Features

In der Erweiterung Erweiterung "ArcGIS Network Analyst" werden Kantenübergänge als Features in einer Turn-Feature-Class modelliert. Eine Turn-Feature-Class ist eine benutzerdefinierte Polyline-Feature-Class des Typs "Esri Turn Feature".

Außerhalb eines Netzwerks hat eine Turn-Feature-Class keine Bedeutung. Um die Informationen in dieser Feature-Class nutzen zu können, muss sie einem Netzwerk-Dataset hinzugefügt werden. Um eine Turn-Feature-Class einem Netzwerk hinzufügen zu können, muss sich diese Feature-Class im selben Feature-Dataset befinden wie die anderen Feature-Quellen für das Netzwerk-Dataset. In einer Shapefile-Umgebung muss sich die Turn-Feature-Class im selben Verzeichnis (Shapefile-Workspace) befinden und muss denselben Raumbezug wie die Kanten-Feature-Quellen im Netzwerk-Dataset haben. In einem Netzwerk-Dataset sind mehrere Turn-Feature-Classes zulässig. Die Kantenübergang-Feature-Quelle ist nicht Teil von Konnektivitätsgruppen und enthält auch keine Höhenattribut-Informationen. Die benutzerdefinierten Felder der Turn-Feature-Class können im Feld-Evaluator eines Netzwerkattributs auf ähnliche Weise verwendet werden wie Felder aus anderen Feature-Class-Quellen.

Beim Erstellen einer Turn-Feature-Class können Sie die maximale Anzahl von Kanten festlegen, die in einem Kantenübergang unterstützt werden. Ein Kantenübergang besteht aus mindestens zwei Kanten. Network Analyst unterstützt Kantenübergänge, die aus bis zu 30 Kanten bestehen können. Die maximale Anzahl von Kanten ist standardmäßig auf 5 gesetzt.

Informationen zum Erstellen einer neuen Turn-Feature-Class

Schema einer Turn-Feature-Class

In der nachfolgenden Tabelle werden die Felder einer Turn-Feature-Class beschrieben, die maximal fünf Kanten unterstützt.

Feld

Beschreibung

ObjectID

Die interne Feature-Nummer des Kantenübergangs.

Shape

Die Feature-Geometrie des Kantenübergang-Features.

Edge1End

Gibt an, ob der Kantenübergang durch das Ende der ersten Kante verläuft (Y bedeutet, dass der Kantenübergang durch das Ende der ersten Kante verläuft, wohingegen N bedeutet, dass der Kantenübergang durch den Anfang der ersten Kante verläuft).

Edge1FCID

Die Feature-Class-ID des Linien-Features, das die erste Kante des Kantenübergangs darstellt.

Edge1FID

Die Feature-ID des Linien-Features, das die erste Kante des Kantenübergangs darstellt.

Edge1Pos

Die Position entlang des Linien-Features, das die erste Kante des Kantenübergangs darstellt. Bei einem Linien-Feature, das mehrere Kanten darstellt (erstellt durch Linien mit Stützpunkt-Konnektivität oder durch Punkte mit Override-Regel), weist die Position darauf hin, welche Kantenelemente des Features die erste Kante des Kantenübergangs bilden.

Edge2FCID

Die Feature-Class-ID des Linien-Features, das die zweite Kante des Kantenübergangs darstellt.

Edge2FID

Die Feature-ID des Linien-Features, das die zweite Kante des Kantenübergangs darstellt.

Edge2Pos

Die Position entlang des Linien-Features, das die zweite Kante des Kantenübergangs darstellt.

Edge3FCID

Die Feature-Class-ID des Linien-Features, das die dritte Kante eines Kantenübergangs mit mindestens drei Kanten darstellt.

Edge3FID

Die Feature-ID des Linien-Features, das die dritte Kante eines Kantenübergangs mit mindestens drei Kanten darstellt.

Edge3Pos

Die Position entlang des Linien-Features, das die dritte Kante eines Kartenübergangs mit mindestens drei Kanten darstellt.

Edge4FCID

Die Feature-Class-ID des Linien-Features, das die vierte Kante eines Kantenübergangs mit mindestens vier Kanten darstellt.

Edge4FID

Die Feature-ID des Linien-Features, das die vierte Kante eines Kantenübergangs mit mindestens vier Kanten darstellt.

Edge4Pos

Die Position entlang des Linien-Features, das die vierte Kante des Kartenübergangs mit mindestens vier Kanten darstellt.

Edge5FCID

Die Feature-Class-ID des Linien-Features, das die fünfte Kante eines Kantenübergangs mit mindestens fünf Kanten darstellt.

Edge5FID

Die Feature-ID des Linien-Features, das die fünfte Kante eines Kantenübergangs mit mindestens fünf Kanten darstellt.

Edge5Pos

Die Position entlang des Linien-Features, das die fünfte Kante des Kantenübergangs mit fünf oder mehr Kanten darstellt.

Die Felder "ObjectID", "Shape" und "Edge1End" sind in allen Turn-Feature-Classes vorhanden. Die anderen Felder variieren je nach der maximalen Anzahl von unterstützten Kanten. Eine Turn-Feature-Class, die maximal sechs Kanten unterstützt, enthält zusätzlich zu den oben aufgelisteten Feldern noch die Felder "Edge6FCID", "Edge6FID" und "Edge6Pos".

Sie können einer Turn-Feature-Class weitere Felder hinzufügen. Es ist z. B. allgemein üblich, ein Feld für die Zeit hinzuzufügen, die durchschnittlich für Kantenübergänge benötigt wird. Ein Feld-Evaluator für ein zeitbasiertes Kostenattribut im Netzwerk-Dataset kann die Verzögerung aus der Turn-Feature-Class lesen und in die Netzwerkkosten einbeziehen.

Kantenübergangtabellen und Kantenübergang-Features

In ARC/INFO und ArcView GIS (Vorgängerversionen von ArcGIS) wurden zum Modellieren von Richtungsänderungen Kantenübergangtabellen verwendet. Diese Tabellen enthielten zeilenweise Informationen zu Zwei-Kanten-Drehbewegungen sowie je ein Feld für die Zeitimpedanz. Eine negative Impedanz deutete darauf hin, dass der Kantenübergang eingeschränkt war.

Eine ARC/INFO-Tabelle mit Kantenübergang-Features

Das Beispiel oben zeigt, wie häufige Richtungsänderungen mit Hilfe von Kantenübergangtabellen dargestellt wurden. In der Erweiterung Erweiterung "ArcGIS Network Analyst" würde jede dieser Situationen durch Kantenübergang-Features dargestellt werden.

  • Wende: Diese Wende kann durch ein Kantenübergang-Feature dargestellt werden, dessen erste und letzte Kante identisch sind. Zudem enthält die Turn-Feature-Class ein Feld (Turn Impedance), in dem die Impedanz von 20 Sekunden für den jeweiligen Kantenübergang gespeichert wird.
    Wende mit einer Verzögerung von 20 Sekunden
  • Stoppschild: Die drei Zeilen der Kantenübergangtabelle können durch drei Kantenübergang-Features dargestellt werden; eine Linkskurve mit 20 Sekunden, eine Rechtskurve mit 10 Sekunden und ein gerader Kantenübergang mit 15 Sekunden Kantenübergang-Impedanz.
    Richtungsänderungen an einem Stoppschild
  • Kein Kantenübergang rechts: Eine Turn-Feature-Class kann ein Feld enthalten, das von einem Feld-Evaluator für ein Restriktionsattribut im Netzwerk-Dataset gelesen werden kann. Dadurch können verbotene Kantenübergänge modelliert werden, wie der verbotene rechte Kantenübergang in der Abbildung unten.
    Rechtskurve eingeschränkt

ArcGIS bietet Werkzeuge zum Importieren vorhandener Kantenübergangtabellen in Turn-Feature-Classes. Dies ist wichtig, wenn Sie über Kantenübergangtabellen aus ARC/INFO oder ArcView GIS verfügen.

Weitere Informationen zum Migrieren von Kantenübergang-Features

Kantenübergang-Attribute

Kantenübergänge können Attribute mit Informationen zu der Bewegung im Netzwerk enthalten. In Kantenübergang-Attributen können Sie z. B. angeben, wie viel Zeit der Kantenübergang kostet oder ob dieser eingeschränkt ist. Kantenübergang-Attribute sind genau wie Kanten-Attribute mit Evaluatoren definiert. Da Kantenübergange eine Richtung haben, verfügen sie jedoch nur über Evaluatoren für die Entlang-Richtung, nicht für die Entgegen-Richtung.

Globale Kantenübergänge

Ein impliziter globaler Kantenübergang ist an jedem Übergang zwischen zwei Kanten im Netzwerk vorhanden, an dem noch kein Kantenübergang-Feature vorhanden ist. Sie können globalen Kantenübergängen Attributwerte zuweisen, indem Sie für die Standardwerte von Kantenübergang-Elementen einen Evaluator für Verzögerung bei Kantenübergängen angeben.

Weitere Informationen zum Festlegen von globalen Kantenübergängen

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9/11/2013