Aufbau einer ArcGIS-Server-Site

Eine ArcGIS-Server-Site besteht aus mehreren Komponenten, die optional auf mehrere Computer verteilt werden können, um so die Rechenleistung zu erhöhen. Jede Komponente der Site erfüllt eine bestimmte Funktion bei der Verwaltung der Ressourcen, die einer Gruppe von Services zugewiesen sind.

Die Komponenten einer ArcGIS-Server-Site können folgendermaßen zusammengefasst werden:

Architektur einer ArcGIS-Server-Site

In diesem Thema werden die einzelnen Komponenten beschrieben. Über die entsprechenden Links erhalten Sie weitere Informationen für eine optimale Verwaltung Ihrer ArcGIS-Server-Site.

Webserver

Der Webserver hostet Webanwendungen und bietet optional Vorteile im Bereich Sicherheit und Lastverteilung für die ArcGIS-Server-Site. ArcGIS for Server ist mit vielen gängigen Webservern kompatibel, z. B. mit Internetinformationsdiensten (IIS), WebSphere und WebLogic.

Die GIS-Serverkomponente stellt die Services über HTTP bereit. So benötigen Sie keinen separaten, dedizierten Webserver (z. B. IIS). Wenn Sie jedoch einige der nativen Sicherheitsvorteile des Webservers nutzen möchten (beispielsweise Authentifizierungsoptionen) oder Webanwendungen hosten möchten, können Sie problemlos einen Webserver in Ihre Bereitstellung integrieren.

Der Web Adaptor

Der ArcGIS Web Adaptor ist im Wesentlichen eine Webanwendung, die vom Webserver stammende Anfragen an den GIS-Server weiterleitet. Der Web Adaptor protokolliert die hinzugefügten und entfernten Computer und leitet den Datenverkehr entsprechend weiter. Bei Verwenden des Web Adaptor können Sie für die Site einen selbst gewählten Namen und Port festlegen und müssen nicht den Standardport 6080 oder den Site-Standardnamen "arcgis" verwenden. Der Web Adaptor ermöglicht die Nutzung der systemeigenen Sicherheitsfunktionen Ihres Webservers und kann externe Verbindungen mit ArcGIS Server Manager und ArcGIS Server Administrator Directory verhindern.

Bei Eingang einer Web-Service-Anforderung leitet der Web Adaptor die Anforderung an einen der GIS-Servercomputer weiter. Die GIS-Server-Computer kommunizieren miteinander und legen so fest, welcher Computer verfügbar ist und die Anforderung bearbeiten soll. Sollte der Web Adaptor feststellen, dass ein GIS-Server nicht verfügbar ist, wird das Weiterleiten von Anfragen an diesen Server eingestellt.

Andere Internet-Gateway-Optionen

Der Web Adaptor ist nicht die einzige Möglichkeit, ein Internet-Gateway bzw. einen Einstiegspunkt für Ihre Site zu konfigurieren. Andere unterstützte Internet-Gateway-Technologien sind z. B. HTTP-Lastenausgleichsmodule, Netzwerkrouter oder Lastenausgleichs-Software anderer Anbieter. In einer Amazon EC2-Umgebung kann der Amazon Elastic Load Balancer (ELB) als Web-Gateway fungieren. Wenn Sie bereits über Technologie verfügen, die die Aufgabe eines Internet-Gateways erfüllt, kann diese zumeist für die Zusammenarbeit mit dem ArcGIS-Server angepasst werden.

Obwohl das Web-Gateway und der Webserver in den meisten Fällen in Kombination genutzt werden, ist in einer Bereitstellung mit Web-Gateway nicht zwingend auch ein Webserver erforderlich. Wenn es sich bei dem Web-Gateway beispielsweise um einen physischen Router handelt, kann dieser die Anfragen direkt an den GIS-Server weiterleiten – ein Webserver ist hierfür nicht notwendig.

GIS-Server

Alle Computer, auf denen ArcGIS for Server installiert ist, gelten als GIS-Server. Eingehende Web-Service-Anfragen für Karten, Adressenkoordinaten, Geoverarbeitungsaufträge usw. werden jeweils einem verfügbaren GIS-Server innerhalb der Site zugewiesen. Auf diesem GIS-Server wird dann die Karte gezeichnet, die Adressenkoordinate gesucht oder das Geoverarbeitungswerkzeug ausgeführt und das Ergebnis anschließend an den Client zurückgegeben. GIS-Server sind im Wesentlichen die "Arbeitsplätze" der Site.

Der GIS-Server stellt Ihre Services über HTTP bereit. Sie können diesen Webserver durch einen dedizierten Webserver ergänzen, auf dem der Web Adaptor zur Bereitstellung zusätzlicher Funktionen ausgeführt wird.

Möglicherweise ist es sinnvoll, die ArcGIS-Server-Site so zu konfigurieren, dass mehrere GIS-Server eingesetzt werden. So können Sie sich vor Ausfallzeiten schützen, fall einer der GIS-Server ausfallen sollte. Wenn ein GIS-Server (geplant oder ungeplant) offline geht, kann der Web Adaptor eingehende Anfragen weiter an die restlichen GIS-Server der Site verteilen. Zudem erkennen die GIS-Server, wenn andere GIS-Server entfernt oder hinzugefügt wurden. Dadurch entsteht eine austauschbare Architektur, die sich optimal für Cloud-Umgebungen eignet.

Die oben aufgeführten Komponenten einer ArcGIS-Server-Site können sich auf dem gleichen physischen Rechner befinden und für Entwicklungs- und Testzwecke sowie für die Unterstützung kleinerer Bereitstellungen genutzt werden. Unter Bereitstellungsszenarien finden Sie weitere Informationen zu empfohlenen Architekturen für kleine und große Sites.

GIS-Server-Cluster

GIS-Server können in Gruppen, so genannte Cluster, zusammengefasst werden. Jedes Cluster führt abhängig von der Konfiguration durch den Site-Administrator einen bestimmten Teil der Services aus. Sie können beispielsweise ein Cluster erstellen, das alle Karten-Services ausführt, während ein anderes Server-Cluster (möglicherweise mit einer höheren Verarbeitungsleistung) die Geoverarbeitungs-Services ausführt.

Weitere Informationen zu Clustern finden Sie unter dem Thema GIS-Server-Cluster.

Der Konfigurationsspeicher

Eine ArcGIS-Server-Site verfügt über einen speziellen Ordner, der als Konfigurationsspeicher fungiert und alle Eigenschaften der Site und ihrer Services enthält. Den Speicherort des Konfigurationsspeichers geben Sie beim Erstellen der Site an. Bei einer Site mit mehreren Computern greifen die GIS-Server über ein freigegebenes Netzwerkverzeichnis auf den Konfigurationsspeicher zu. Bei einer Site mit mehreren GIS-Servern wird empfohlen, den Konfigurationsspeicher auf einem eigenen fehlertoleranten Server (von den GIS-Servercomputern getrennt) abzulegen.

Serververzeichnisse

Ein Serververzeichnis ist ein physisches Verzeichnis im Netzwerk, das speziell für eine ArcGIS-Server-Site zum Speichern und Schreiben bestimmter Informationen dient. Es gibt Serververzeichnisse zum Speichern von Caches, Ausgabedaten, Aufträgen, Systemdateien, Uploads, Eingabedaten, KML und Indizes. Wenn Sie eine Site erstellen, wird eine Gruppe von Serververzeichnissen an einem von Ihnen festgelegten Speicherort erstellt. In einer Umgebung mit mehreren Computern muss es sich dabei um ein freigegebenes Netzwerkverzeichnis handeln.

Weitere Informationen zu den verschiedenen Serververzeichnissen finden Sie unter Serververzeichnisse.

Prozesse, die vom GIS-Server gestartet werden

Folgende Betriebssystemprozesse werden auf allen GIS-Servercomputern ausgeführt, die in einer Site gestartet werden und an einer Site beteiligt sind.

  • Ein ArcGISServer.exe-Prozess
  • Ein ArcSOC.exe-Prozess für jede ausgeführte Service-Instanz. Eine Ausnahme bilden die Geoverarbeitungs-Services, die zwei ArcSOC.exe-Prozesse pro laufender Instanz aufweisen.
  • Ein rmid.exe-Prozess
  • Zwei javaw.exe-Prozesse. Diese bieten grundlegende Anwendungsserverfunktionen und die Möglichkeit zum Hosten von Web-Services.

Sie können im Windows Task-Manager in der Spalte "Prozesse" prüfen, ob ein Prozess vom Typ "javaw.exe" dem ArcGIS-Server zugeordnet ist. Wenn der Pfad das ArcGIS-Installationsverzeichnis enthält, ist der Prozess dem ArcGIS-Server zugeordnet. Sie erhalten weitere Informationen zu den einzelnen Prozessen, indem Sie den vollständigen Befehl überprüfen.

Der Windows-Service "ArcGIS-Server" stellt den eigentlichen GIS-Server dar. Wenn Sie diesen Service beenden, werden der GIS-Server auf dem Computer sowie alle ausgeführten GIS-Service-Instanzen beendet.

Clients

Die Clients einer ArcGIS-Server-Site können folgende Komponenten aufweisen:

Webbrowser

Jeder Benutzer, der über einen Webbrowser und eine Internetverbindung verfügt, kann mit einer entsprechenden Webanwendung ArcGIS-Server-Services ausführen. Dies können sofort einsetzbare Anwendungen wie ArcGIS.com-Karten-Viewer oder ArcGIS Explorer Online sowie Anwendungen sein, die unter Verwendung der ArcGIS-Web-Viewer oder -APIs entwickelt wurden. In beiden Fällen müssen die Benutzer dieser Webanwendungen die GIS-Software nicht auf ihren Computern installieren.

Mobile Geräte

Mobile Geräte, beispielsweise Telefone und Tablets, können auf Webanwendungen und Services zugreifen, die auf einer ArcGIS-Server-Site veröffentlicht werden. Über diese Anwendungen können Sie Karten anzeigen, nach Standorten suchen und GIS-Analysen von unterwegs aus durchführen. Esri hat verschiedene APIs entwickelt, über die mobile Anwendungen mit ArcGIS-Server-Web-Services einfacher erstellt werden können. Diese umfassen die ArcGIS-APIs für iOS, Android und Windows Phone.

ArcGIS Explorer

ArcGIS Explorer ist eine kostenlose, einfache Desktop-Anwendung zur Datenvisualisierung und Navigation. Um das Navigieren und Darstellen von Daten zu erleichtern, können Sie die ArcGIS-Server-Services in ArcGIS Explorer als Daten hinzufügen. Für erweiterte Funktionalität können Sie mit dem ArcGIS Explorer SDK benutzerdefinierte Tasks entwickeln, die mit den Services funktionieren.

ArcGIS for Desktop

ArcGIS for Desktop dient sowohl zur Verwendung der ArcGIS-Server-Services als auch zur Verwaltung, da einige Werkzeuge eine Veröffentlichung von Elementen auf dem Server ermöglichen.

Zu den Anwendungen, die auf Services zugreifen können, gehören ArcMap, ArcCatalog, ArcGlobe und ArcReader. Im Fenster Katalog können Sie eine Verbindung mit einem GIS-Server herstellen, indem Sie die entsprechende URL eingeben. Wenn für den Server eine Authentifizierung erforderlich ist, müssen Sie auch den Benutzernamen und das Kennwort eingeben. Sobald Sie eine Verbindung hergestellt haben, können Sie auf die gewünschten Services zeigen und dann auf diese klicken. Sie können beispielsweise in ArcMap einen Karten-Service vom Katalogfenster in die Karte ziehen.

Das Fenster "Katalog" kann auch zum Verwalten einer ArcGIS-Server-Site dienen und ermöglicht z. B. das Hinzufügen von Ordnern, das Hinzufügen und Löschen von Services und das Registrieren von Datenbanken. Um diese Aufgaben ausführen zu können, müssen Sie beim Herstellen der Serververbindung einen Administratornamen und ein Kennwort eingeben.

ArcGIS Engine-Anwendungen

ArcGIS Engine-Anwendungen können den GIS-Server auf verschiedene Weise nutzen. Am einfachsten ist dabei die Verwendung von Services in Form von Daten in Karten- oder Globe-Dokumenten. ArcGIS Engine-Entwickler können auch Anwendungen programmieren, die Daten für komplexe Tasks wie räumliche Analysen, für die nur auf dem Server lizenzierte Erweiterungen erforderlich sind, an den GIS-Server senden. Umgekehrt kann die Anwendung auch Daten vom Server anfordern, um Editiervorgänge und Analysen in der Benutzeroberfläche der ArcGIS Engine-Anwendung zu ermöglichen.

9/23/2013